Legasthenie

Niedrige Lesegeschwindigkeit mit häufigem Stocken und Verlieren der Textzeile sowie hohe Fehlerzahlen bei Diktaten oder Abschreibübungen und Grammatikfehler sind neben einem unleserlichen Schriftbild einige der Symptome, die auf eine Lese-Rechtschreibstörung oder Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) hindeuten können. Die Einschränkungen im Lesevermögen, die häufig auch mit Defiziten im Leseverständnis einhergehen, sowie die unzureichenden Rechtschreibleistungen machen sich erfahrungsgemäß nicht nur in Deutsch bemerkbar. Verlangsamungen im Lesetempo können die Wissensaufnahme auch in Lernbereichen, in denen eigentlich gute Leistungen zu erwarten wären, erheblich beeinträchtigen. Es kommt in der Folge zu Leistungseinbußen, weil Informationen nicht in vorgegebener Zeit aufgenommen bzw. verschriftlicht werden können. Zusätzlich ist der Umgang mit Fremdsprachen durch Lese-Rechtschreibschwierigkeiten erschwert.

Vor dem Hintergrund dieser erheblichen Auswirkungen auf nahezu alle anderen Lernfächer, in denen Wissen erlesen und niedergeschrieben wird, besteht die Gefahr, dass das betreffende Kind im Hinblick auf seine allgemeinen kognitiven Leistungsvoraussetzungen fehlerhaft eingeschätzt wird mit weitreichenden Konsequenzen nicht nur bezogen auf Schullaufbahnentscheidungen. Wegen der mangelnden Lernfortschritte trotz ständigen Übens wird häufig zu Unrecht schuldhaftes Verhalten des Kindes vermutet. Lernblockaden und steigendes Konfliktpotential in Familie und Schule aufgrund der dauerhaften Frustration trotz Bemühens sind die traurigen Folgen und überlagern zumeist das zugrunde liegende Problem.

Eine frühzeitige Diagnostik und Förderung ist daher ausgesprochen wichtig, damit dieser Teufelskreis durchbrochen bzw. gar nicht erst in Gang gesetzt werden kann. Um dabei gezielt helfen zu können ist vor dem Hintergrund der allgemeinen Leistungsvoraussetzungen des jeweiligen Kindes eine genaue Lernstandsermittlung im Lesen und/ oder Schreiben unabdingbar. Ausgehend davon und unter Einbeziehung erforderlicher Anamnesedaten sowie bereits vorhandener psychologischer und ärztlicher Vorbefunde wird ein individueller Förderplan erstellt. Anschließend werden die Ergebnisse der diagnostischen Analyse und der daraus abgeleitete Förderplan mit den (Pflege-)Eltern ausführlich besprochen und konkrete Ziele definiert.

Gemäß eines integrativen Ansatzes werden (Pflege-)Eltern, Lehrkräfte und Ärzte sowie andere nahestehende Bezugspersonen in die psychologische Lernförderung mit einbezogen. Die konstruktive und insbesondere wohlwollende Zusammenarbeit ist für den nachhaltigen Erfolg der psychologischen Lernförderung von wesentlicher Bedeutung. Dabei sollten alle Beteiligten die gleichen Ziele verfolgen, denn nur so kann an den eigentlichen Problemen erfolgreich gearbeitet und das betreffende Kind ganzheitlich gefördert werden.